Biophiles Design im Büro

Biophiles Design im Büro

Biophiles Design lässt die Grenzen zwischen Innen und Aussen in der Bürogestaltung verschwimmen und bringt Natur ins Büro.

Mit Begrünung, Tageslicht, natürlichen Materialien und anderen Maßnahmen gelingt beim Biophilen Design der Ausgleich, oder besser: die Harmonisierung im Arbeitsalltag. Das Verlangen nach Frische und Luft wird gestillt, bevor Müdigkeit oder Frustration aufkommen.

In einer Arbeitswelt, die für viele stark von Technologie und Urbanisierung geprägt ist, steigt das Verlangen nach Natur sowie nach dem Ausgleich zur Arbeit im Sitzen und dem Starren auf den Monitor. Obwohl unsere Körper für «draussen» gemacht sind, leben und arbeiten wir «drinnen». Unzufriedenheiten, eine gewisse Unruhe und viele gesundheitliche Probleme rühren aus diesem Paradox. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Haltungsschäden bis hin zu Sehstörungen lassen sich immer auch durch das Leben «inside the box» erklären – und mit kleinen Schritten zurück zur Natur eingrenzen.

Bild: Palmberg. Schreibtisch CREW T Doppelarbeitsplatz

 

Der Blick ins Freie

Wie lässt sich ein vernünftiges Maß Natur in die Bürogestaltung integrieren? Die Antwort fassen wir mit «biophiles Design» zusammen. Ein Blick aus dem Fenster auf grosse Bäume, sanftes Plätschern eines Bachs, warmes Sonnenlicht, das durch die Blätter scheint – all das sind Elemente, die das biophile Design inspirieren. Es geht darum, die Natur in den Arbeitsraum zu integrieren und die Grenzen zwischen Innen und Aussen zumindest optisch zu öffnen. In der Architektur spielten Sichtachsen schon immer eine Rolle. Ludwig Mies van der Rohe und Frank Lloyd Wright reduzierten  Wandflächen auf spektakuläre Weise zu Gunsten der Blickachsen ins Freie. Dagegen scheint der Bezug in der Bürogestaltung leicht in Vergessenheit geraten zu sein. Zu sehr lag wohl der Fokus auf der maximalen Auslastung des Raumes.

 

Grünes für gute Zahlen

Laut einer Studie der Universität Oregon sollen zehn Prozent der Ausfälle von Mitarbeitern durch architektonische Elemente verursacht sein, denen ein Bezug zur Natur oder eine Natürlichkeit fehlen würde. Ein wesentlicher Faktor dabei dürfte beispielsweise natürliches Tageslicht sein, auch in Verbindung mit einer Aussicht ins Freie oder ins Grüne. Hier bietet sich ein positiver Rückschluss an: Um wieviel Prozent werden Mitarbeiterzufriedenheit und Produktivität durch mehr Natur rund um den Arbeitsplatz gesteigert? Mit anderen Worten: Beim biophilen Design geht es um mehr als Nachhaltigkeit und ein grünes Image – hier stehen Vorteile für das Unternehmen und das Team im Vordergrund.

 

Natürliche Materialien

Biophilie ist übersetzt die «Liebe zum Leben». Beim biophilen Design geht es um mehr als die schnöde Büropflanze. Es ist ein umfassende Gestaltungsansatz mit dem Ziel, die Verbindung zur Natur zu reaktivieren und die Sinne zu stimulieren. Dazu gehören natürliche Materialien, Farben und Muster für die Büromöbel und für die Innenarchitektur: hölzerne Oberflächen, natürliche Stoffbezüge und abgestufte, gebrochene Farben sorgen für eine harmonische Umgebung – und damit für Ruhe und Wohlbefinden. Produktivität und Resilienz profitieren davon. Angestrebt ist ein Arbeitsumfeld, das ästhetisch ansprechend ist und die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeiter fördert.

 

Biophilie extrem: Outdoor Working

Doch biophiles Design hört nicht bei der Einrichtung auf: Beim sogenannten Outdoor Working zieht der Arbeitsplatz kurzerhand an die frische Luft. Die Arbeit auf dem Balkon, im Garten oder Park bietet neben der guten Luft ganz natürliche Vorteile der Bewegung und der Inspiration. Statt Tapetenwechsel verzichtet man gänzlich auf alle vier Wände – im Idealfall eine Umgebung, welche die Kreativität beflügelt. Das funktioniert natürlich nur bei guten Wetter: Schon der Akku des Laptops streikt bei niedrigen Temperaturen. Nächste Hürde dürfte der ergonomische Arbeitsplatz sein: Auch das solideste Outdoormöbel steht da gegenüber dem Büromobiliar zurück.

 

Bild: Palmberg. P4 Regalsystem.

 

Biophiles Büromobiliar

Die Möbelhersteller bieten rund ums biophile Design viele Lösungen, die auf ganz unterschiedliche Weise etwas Natürlichkeit ins Büro bringen. Längst ein Klassiker im Grossraumbüro sind Pflanzkastenaufsätze für Regale, wie beispielsweise Assmann sie anbietet. Vor allem optisch lässt sich viel machen, wenn man sich vom einheitlichen Grau-Weiss im Büro verabschiedet. So sind zum Beispiel die Strukturen im Teppich «Sandbank» von Interface dezent an der Natur orientiert. Skandiform hat sich direkter an der Formsprache der Natur orientiert, der Garderobenständer «Alm» zitiert die Silhouette einer Ulme. Das Sofa «se:living Plant Bench» von Sedus stellt das Grün im Mittelpunkt und mit dem «se:lab mobile planter» lassen sich sogar flexibel grüne Zonen definieren und diskrete Räume schaffen. Und schließlich hat Mikomax weit nach vorn gespielt: Ausgeklügelt und raumsparend sind die Komplettsysteme «Green Wall for Hush», die Raum-in-Raum-Lösungen zur grünen Oase machen.

 

Spannungsreicher Kontrast

Die Inspiration zur Gestaltung des Büros muss nicht beim biophilen Design aufhören. Reizvoll ist auch der Kontrast von grün betontem Interieur mit der klaren und soliden Formsprache der Büroeinrichtung, zum Beispiel mit den klassischen Bürostühlen oder Schreibtischen. Biophilie ist noch ein junges Schlagwort in der Bürogestaltung. Es darf mit Spannung auf die Neuheiten der Büromöbel gewartet werden, welche die harmonische Verbindung von Mensch und Natur vertiefen. Biophiles Design ist angesagt, aber doch etwas anderes als ein Trend. Es ist eine Rückkehr zu den Wurzeln und eine Erinnerung daran, dass auch der Mensch immer Teil der Natur sein wird. Vor diesem Hintergrund erscheinen Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit in ganz neuem Licht.