Der perfekte Schreibtisch im Büro: Größe, Position & Ergonomie
Für den «perfekten Schreibtisch» und seine Umgebung gibt es einfach zu merkende Faustregeln und Bedingungen
Bei der Einrichtung des Büros steht der Tisch wortwörtlich an zentraler Stelle – richtige Größe, passende Farbe und ein solides Material entscheiden schließlich über die Produktivität des Arbeitsplatzes.
Ein Tisch gehört zum «Grundvokabulars» der Büroeinrichtung: Der Schreibtisch ist das Zentrum der Arbeit, sei es im Großraumbüro oder Homeoffice. Zugleich ist der Tisch vermutlich auch eines der ältesten Möbelstücke. Die Wahl des richtigen Arbeitstisches ist wichtig, weil wir hier den Großteil unserer Arbeitszeit verbringen. Dabei ist der Bürotisch heute weit mehr als eine Tischplatte auf vier Beinen. Wie sieht also der perfekte Schreibtisch aus?
Die Maße des perfekten Schreibtischs
72cm Schreibtisch-Höhe und 80cm Tiefe. Das sind die Grundbedingungen, mindestens und grob vereinfacht. Die Tischfläche sollte mindestens 1,28 Quadratmeter groß sein. Die Tiefe des Tischs hängt von der Monitorgröße ab: 80 cm Abstand sollten die Augen zum Bildschirm haben. Mehr Platz für mehr Übersichtlichkeit schadet jedoch nicht. Und natürlich hängt die erforderliche Plattengröße auch vom Beruf ab: Je mehr Dinge auf den Tisch kommen (Ordner, Papiere oder Pläne), umso grösser muss die Schreibtischfläche sein. Die Tastatur liegt in jedem Fall frei und ist mindestens 10 cm von der Tischkante entfernt. Unter dem Bürotisch dürfen sich die Beine frei bewegen: Die Tischbeine befinden sich somit besser im äußeren Bereich des Fußraums.
Der ergonomische Arbeitstisch
Die perfekten Maße gibt es nicht. Zwar sind die 72 Zentimeter Höhe meist das Standardmaß des Schreibtisches. Aber auch wenn viele Ratgeber diesen Wert übernehmen – schon bei leicht abweichenden Körpergrößen und falscher Sitzhöhe kann auch diese Höhe unbequem werden. Eine exakt passende Tischhöhe ist abhängig von Körpergröße und Sitzhöhe: Zwischen 20 und 28 cm sollte die Arbeitsfläche über der Sitzhöhe liegen. Einfach einzustellen ist dies etwa mit höhenverstellbaren Tischen, vor allem wenn mehrere Personen sich einen Platz teilen. Das Endergebnis sollte dann so aussehen: - Ober- und Unterarme bilden einen Winkel von 90 bis 100 Grad zur Arbeitsfläche (auch der Beinwinkel liegt knapp über 90 Grad), die Armlehnen sind etwa auf Tischhöhe und der Armwinkel (z.B. beim Tippen auf der Tastatur) beträgt ebenfalls ungefähr 90 bis 100 Grad. Um ein zu ausgeprägtes Kippen des Kopfes zu vermeiden, sollte am Ende die obere Kante des Monitors auf Augenhöhe sein. Eine Übersicht der ergonomischen Haltung bietet das Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV, beim Öffentlichen Gesundheitsportal Österreichs oder der schweizerischen SUVA.
Ergonomisches Vorbild: Die Arbeitsposition wechselt spielend leicht per elektrischer oder manueller Höhenverstellung. (Foto: Assmann)
Der höhenverstellbare Schreibtisch
Für einen ermüdungsfreien Arbeitstag stehen wir auf und rollen den Stuhl schwungvoll beiseite – der höhenverstellbare Tisch macht es möglich. Der Kontrast zum Sitzen fördert die Durchblutung der Muskulatur, der Körper verlässt die eingeknickte Haltung beim Sitzen. Manuell oder elektrisch wird die Tischplatte in die gewünschte Höhe gefahren, bzw. gehoben. Besonders komfortabel: Manche Büromöbelhersteller bieten dazu eine Speicherfunktion an: Es lassen sich Nutzerprofile anlegen und oft genutzte Tischhöhen speichern. Damit genügt später ein einziger Befehl, um die gespeicherte Höhe einzusteuern.
Das geeignete Material für den Schreibtisch
Welches Material für den Schreibtisch ist das richtige? Die Tischplatte sollte vor allem nicht spiegeln. So vermeidet man optische Irritationen, welche die Augen ermüden: Glas oder Stein sind für einen ergonomischen Arbeitsplatz daher ungewöhnlich. Auch die Haptik eines Schreibtisches aus Holz, Mischmaterial oder Möbelplatte wird als angenehmer wahrgenommen. Holz ist schon seit der Antike das häufigste Material für Tische. Eine Holzplatte ab 25 Millimeter Stärke ist nahezu unverwüstlich, aber dann auch schwerer als MDF bzw. Möbelplatte. Bei Massivholz unterscheidet man zwischen durchgehender Verleimung (edel) und Parkettverleimung (verwindungssteif). Multiplex-Platten gelten als stabilste Tischlösung (das verwendete Holz kann nicht mehr «arbeiten») und werden bei hoher Beanspruchung bevorzugt, z.B. in der Bahngastronomie.
Anordnung im Büro: Die Position des Schreibtisches
Die perfekte Position des Schreibtischs ergibt sich aus Lichteinfall und Faktoren wie Luftzug, Position (Blickrichtung) der Nachbartische und etwa auch aus der herrschenden Geräuschkulisse. Die Blickrichtung sollte quer zum Lichteinfall sein. Gegenlicht ist zu vermeiden: Der Monitor soll nicht vor ein Fenster gestellt werden, um Blendungen zu vermeiden. Umgekehrt ist das helle Fenster im Rücken zu vermeiden, um Reflexionen und Irritationen auf dem Bildschirm auszuschließen. Somit hält man sich eine alte Regelung: Früher galt wegen der Handschrift der Lichteinfall von links, bzw. bei Linkshändern von rechts als das Ideal. Zu guter Letzt sollte der Standort des Schreibtischs nicht in der Nähe einer Lärmquelle liegen (z.B. Fahrstuhl, laute Türen, Straßenverkehr, Serverräume). Aus klimatischen und konservatorischen Gründen kann es außerdem klug sein, zu viel Sonnenschein auf der Arbeitsplatte zu vermeiden: so verhindert man ein Aufheizen und Langzeitschäden an Dokumenten oder Geräten.
Der Schreibtisch zu Hause
Mit dem Arbeitstisch in der richtigen Größe ist der Anfang für die passende Büroeinrichtung gemacht. Hinzu kommen der Bürostuhl und eine ausgewogene Beleuchtung. Dies gilt für den mobilen Arbeitsplatz ebenso wie fürs Großraumbüro. Im Homeoffice besteht naturgemäß ein Improvisationsspielraum. Sehr solide, aber dezente Massivholz-Tische nehmen die vielfache Beanspruchung gut mit. Anderseits kann sich ein filigraner, aber eben als reiner Arbeitsplatz definierter Schreibtisch für die Konzentration auf den Beruf bezahlt machen. Wenn der Esstisch jedoch aus Platzgründen tagsüber doch als Arbeitsplatz herhalten muss, ist zumindest die Wahl eines professionellen Bürostuhls wichtig. Für einen schnellen Überblick: Der Industrieverband Büro und Arbeit (IBA) listet die wichtigsten Anforderungen an den Schreibtisch plus gesetzliche Normen auf.
Der passende Stuhl zum Arbeitstisch
Übrigens: Auch ein guter Bürostuhl ist höhenverstellbar. Und tiefenverstellbar, sowie natürlich kipp- und neigefähig. Wenn möglich, rollt ein Bürostuhl auch, um ein Maximum an Beweglichkeit zu ermöglichen – und um beispielsweise große Tische in ganzer Länge zu nutzen.
Ablage und Stauraum am Arbeitsplatz
Vorbei die Zeiten wuchtig-schwerer Schreibtische mit Unterbauten. Der Tisch des Chefs imponiert heute höchstens durch die größte Arbeitsfläche – oder die smarteste, höhenverstellbare Ausführung mit Memory-Funktion. Ablage und Stauraum sind verschwunden: Das papierlose Büro macht sie überflüssig. Wohin mit den verbleibenden Dingen, die auf dem Tisch trotzdem herumschwirren? Dokumente, Notizen, Snacks & Co. bekommen dafür feine Stauraumlösungen. Kabel werden zusammengefasst, damit der Tisch nicht an Ästhetik einbüßt und damit keine Stolperfallen entstehen.
Farbe im Büro: Tisch, Teppich & Raumteiler
Die Farbe des Tisches spielt eine wichtige Rolle für ein harmonisches und professionelles Gesamtbild des Büros. Vor allem die Farbkombination von Tisch, Wandfarbe und Teppich sollte bedacht sein. Farben und Materialen haben erwiesenermaßen einen Einfluss auf die Produktivität. Büroteppiche machen den Arbeitsplatz nicht nur gemütlich, sondern verbessern auch die Büroakustik. Farb-Bild und Akustik lassen sich darüber hinaus gut mit der zielgerichteten Auswahl von zwischen den Arbeitsplätzen aufgestellten Akustikwänden und Raumteilern steuern.
Die Geschichte des Schreibtischs: Tisch, Stehpult, Sekretär
Die Geschichte des Schreibtisches folgt der Geschichte des Tisches und ist damit Ausdruck unserer Zivilisationsgeschichte. Der Tisch hatte bereits vor der Antike einerseits eine sakrale Funktion: heilige Objekte, Opfer oder Sarkophage wurden auf Tischkonstruktionen erhöht positioniert. Andererseits prägte ihn früh die gastronomische Funktion: er trennt das Essen vom Boden – eine hygienische, aber vor allem ästhetische «Erhebung». Zeitlich lässt sich der «Älteste Tisch der Welt» nicht bestimmen. Logischerweise taucht das Möbelstück Tisch erst nach den Jägern und Sammlern auf. Spätestens die Antike und das Römische Reich kennen das Grundvokabular von Tisch & Stuhl dann in zahlreichen Ausführungen, Formaten und mit Verzierungen – Feste und Feierlichkeiten als Bestimmung. Die Geschichte des Arbeitstisches ist dann aber auch untrennbar mit der Entwicklung der Arbeit verbunden. Das Prinzip der Tischplatte für die Arbeit taucht in der griechischen Antike in Form auf die Knie gelegter Schreibbretter auf. Im Mittelalter ist der Schreib- und Lese-Pult vor allem im liturgischen Gebrauch bekannt (meist in Form eines Stehpults: das ungesunde Sitzen kam später – und wird erst heute durch den höhenverstellbaren Schreibtisch wieder behoben). Übrigens, auch der Bürotisch im Homeoffice hat eine lange Geschichte: Im Biedermeier, also circa 18. und 19. Jahrhundert, war der Sekretär als Möbelstück im Privaten en vogue. Abweichend vom heutigen Schreibtisch verfügt er über viele kleine Fächer und Schublädchen auf und oberhalb der Schreibfläche, also dort, wo der Monitor stünde. Die Tischplatte klappt man nach Feierabend hoch und verriegelt den Sekretär: Übrig bleibt nur ein zierlicher Schrank – in der hohen Funktionalität mit heutigem Büromobiliar durchaus vergleichbar.